Nachruf auf Willy Lochmann von Karen Swassjan
Willy Lochmann habe ich 1991, also vor gut dreißig Jahren kennengelernt.
Dies geschah in Dornach, nach einer telefonischen Verabredung. Er kam
mit einer großen Tasche voll Büchern. Schon nach einigen Minuten
Gespräch fühlten wir uns wie alte Freunde. Es war seine Art, direkt,
ohne zu scharwenzeln, zur Sache überzugehen. «Ich glaube, Sie müssen das
lesen», sagte er mir, indem er die Bücher eins nach dem anderen aus der
Tasche holte und sie auf den Tisch legte. Wie konnte er das, ohne mich
zu kennen, heraushaben, bleibt mir auch heute ein Rätsel. Ich nahm ein
Buch, dann ein anderes in die Hand, blätterte kurz darin und nickte ihm
zu. Es war wirklich das, was ich brauchte.
Eine Freundschaft hat sich daraus zwar nicht entwickelt, dafür aber ein fester und zuverlässiger Kontakt. Seine Hilfsbereitschaft war großartig. So oder so, aber nach der Übersiedlung nach Deutschland und dann in die Schweiz musste ich, schon im neigenden Alter, das Leben neu anfangen, und das Bedürfnis nach Beistand war stärker, als ich dachte. Unter allen, die uns – mich und meine Familie – unterstützten, gedenke ich voll Dankbarkeit auch Willy. Ich brauchte ihn nur anzurufen und um Hilfe zu bitten, da reagierte er darauf blitzschnell, als hätte er nichts anderes um die Ohren gehabt, als sich um meine Sorgen zu sorgen. Jetzt, nach seinem Abgang, ist es mir ein Anliegen, dies klar und deutlich zu sagen – zu allen, die ihn kannten, vor allem aber zu ihm selbst, der er jetzt in diesem Selbst und wirklich ist.
Willy Lochmann war Anthroposoph. Gilt das Wort des Heilands (Joh. 14,2), dass es im Haus des Vaters viele Wohnungen gibt, auch für die Anthroposophen, so war
Willys Wohnung eine besondere. Er war kein meditierender, rezitierender, durch Klassenstunden eingelullter Anthroposoph, sondern ein ruheloser und kämpfender, von denen, die über glühende Kohlen laufen. Entlarver und Lügenenttarner (was auf Englisch Whisteblower heißt), nachdem das Karma der Unwahrhaftigkeit auch die anthroposophische Gesellschaft und Bewegung ereilt hat.
Willys Verdienst in Sachen Enthüllung und Anprangerung anthroposophischer «fünften Kolonnen» ist nicht hoch genug einzuschätzen. Es war seine hauptsächliche Aufgabe: Menschen, Themen, Taten, die er unermüdlich aufs Korn nahm und mit schärfsten Worten aus nächster Nähe beschoss. Die «Symptomatologischen Illustrationen», die er jahrzehntelang systematisch schrieb und veröffentlichte, werden – daran besteht kein Zweifel – diejenigen, gegen die sie gerichtet sind, lange überleben. Auch die Bücher, seine eigenen wie auch von anderen, anthroposophisch geächteten Autoren, die er im von ihm gegründeten und seinen Namen tragenden Verlag herausgegeben hat, werden sich als dauerhafter und haltbarer erweisen denn ganze Stapel Bücher, an denen wohl nur bemerkenswert ist, dass sie Mitteilungen der Geisteswissenschaft aus dem Element des Feuers in das des Wassers übertragen.
Die wenigen (oder vielen) Leser, bei denen diese Zeilen Verständnis und Einverständnis auslösen, werden es sicher für selbstverständlich halten, wenn ich dem Verstorbenen meinen Dank auch in ihrem Namen abstatte.
Karen Swassjan
Eine Freundschaft hat sich daraus zwar nicht entwickelt, dafür aber ein fester und zuverlässiger Kontakt. Seine Hilfsbereitschaft war großartig. So oder so, aber nach der Übersiedlung nach Deutschland und dann in die Schweiz musste ich, schon im neigenden Alter, das Leben neu anfangen, und das Bedürfnis nach Beistand war stärker, als ich dachte. Unter allen, die uns – mich und meine Familie – unterstützten, gedenke ich voll Dankbarkeit auch Willy. Ich brauchte ihn nur anzurufen und um Hilfe zu bitten, da reagierte er darauf blitzschnell, als hätte er nichts anderes um die Ohren gehabt, als sich um meine Sorgen zu sorgen. Jetzt, nach seinem Abgang, ist es mir ein Anliegen, dies klar und deutlich zu sagen – zu allen, die ihn kannten, vor allem aber zu ihm selbst, der er jetzt in diesem Selbst und wirklich ist.
Willy Lochmann war Anthroposoph. Gilt das Wort des Heilands (Joh. 14,2), dass es im Haus des Vaters viele Wohnungen gibt, auch für die Anthroposophen, so war
Willys Wohnung eine besondere. Er war kein meditierender, rezitierender, durch Klassenstunden eingelullter Anthroposoph, sondern ein ruheloser und kämpfender, von denen, die über glühende Kohlen laufen. Entlarver und Lügenenttarner (was auf Englisch Whisteblower heißt), nachdem das Karma der Unwahrhaftigkeit auch die anthroposophische Gesellschaft und Bewegung ereilt hat.
Willys Verdienst in Sachen Enthüllung und Anprangerung anthroposophischer «fünften Kolonnen» ist nicht hoch genug einzuschätzen. Es war seine hauptsächliche Aufgabe: Menschen, Themen, Taten, die er unermüdlich aufs Korn nahm und mit schärfsten Worten aus nächster Nähe beschoss. Die «Symptomatologischen Illustrationen», die er jahrzehntelang systematisch schrieb und veröffentlichte, werden – daran besteht kein Zweifel – diejenigen, gegen die sie gerichtet sind, lange überleben. Auch die Bücher, seine eigenen wie auch von anderen, anthroposophisch geächteten Autoren, die er im von ihm gegründeten und seinen Namen tragenden Verlag herausgegeben hat, werden sich als dauerhafter und haltbarer erweisen denn ganze Stapel Bücher, an denen wohl nur bemerkenswert ist, dass sie Mitteilungen der Geisteswissenschaft aus dem Element des Feuers in das des Wassers übertragen.
Die wenigen (oder vielen) Leser, bei denen diese Zeilen Verständnis und Einverständnis auslösen, werden es sicher für selbstverständlich halten, wenn ich dem Verstorbenen meinen Dank auch in ihrem Namen abstatte.
Karen Swassjan
29 May 2023
Share